Mehrmals im Jahr schreckt eine Nachricht die Menschen in der Region Hannover auf: Bombe gefunden! Immer wieder müssen dann die Experten der Kampfmittelbeseitigung ausrücken, um die gefährlichen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Aber was machen die Bombenräumer eigentlich dort, wo während einer Evakuierung niemand mehr hin darf? Welche Technik setzen sie gegen die zentnerschweren Sprengkörper ein? Und muss es eigentlich immer so weit kommen?
Luftangriffe flogen die Allierten auf Hannover.
Kilogramm wogen die schwersten Bomben. Zigtausende davon wurden abgeworfen.
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der Sprengkörper bohrten sich metertief in den Boden ohne zu explodieren.
Hannover – Leben auf dem Pulverfass
Sie liegen seit 70 Jahren unentdeckt im Erdreich – doch die Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist brandaktuell. Die Bedrohung durch hochexplosive Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ist in der Region Hannover allgegenwärtig. Immer wieder müssen Sprengkörper entschärft werden. Meist gibt es dabei keine oder überschaubare Schäden. Wie gefährlich die Blindgänger aber noch immer sind, zeigte die Explosion einer Bombe in Göttingen, bei der 2010 drei Menschen ums Leben kamen.
Wer entscheidet eigentlich, ob eine Bombe entschärft werden kann oder ob gesprengt werden muss? Wie funktioniert so eine Weltkriegsbombe überhaupt? Und warum werden die Blindgänger immer nur zufällig entdeckt? In unserem multimedialen Dossier erhalten Sie Antworten. Wir zeigen Ihnen die Bombentechnik in einer Animation, berichten über Zahlen, Daten und Fakten und nehmen Sie im Video mit ins Munitionslager der Kampfmittelräumer.
So funktioniert die Technik der Bomben
Sprengen oder entschärfen?
So verläuft eine Bombenräumung
„Alle raus aus ihren Wohnungen“: Unterwegs mit der Hubschrauberstaffel
Am Ende einer Evakuierung fliegen die Einsatzkräfte der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen mit der Wärmebildkamera über das Gebiet.„Die Gefahr der Selbstdetonation steigt.“
Vier Fragen an einen Bombenexperten
PROF. DR.-ING. WOLFGANG SPYRA ist ehemaliger Dozent am Institut für Altlasten an der Universität Cottbus.
Herr Spyra, leben Großstädter auf einem Pulverfass?
Aber seit Kriegsende ist doch schon viel entschärft worden...
Wie viele unentschärfte Blindgänger vermuten Sie denn noch?
Gibt es noch andere Wege, Bomben zu finden, als mithilfe von Luftbildern?
Bald mehr Bombenräumungen?
Die Stadt Hannover hat Anfang 2017 angekündigt, wieder systematisch nach Blindgängern im Boden suchen zu lassen. Die Verwaltung vollzieht damit eine politische Kehrtwende.Die systematische Suche nach Blindgängern war 2012 vom damaligen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) aus Kostengründen eingestellt worden. Seitdem steht es Kommunen frei, flächendeckend nach Blindgängern suchen zu lassen und diese Suche auch zu bezahlen. Durch die Einstellung der systematischen Suche sind die Sondierungen derzeit fast ausschließlich anlassbezogen: Nur wenn an einer Stelle ein Neu- oder Umbau geplant ist, wird das Gelände geprüft. Das hat zur Folge, dass viele Blindgänger nur zufällig, bei Bauarbeiten auf alten Grundstücken beispielsweise, entdeckt werden und dann unverzüglich unschädlich gemacht werden müssen.
Mehrere Hundert Blindgänger werden noch im Stadtgebiet unter der Erde vermutet. Die systematische Suche soll die Belastung für die Bevölkerung so gering wie möglich halten. Jährlich bis zu vier geplante Entschärfungen sind vorgesehen, nicht eingerechnet die spontanen Funde von Blindgängern in Baugruben. Anders als spontane können geplante Evakuierungen mit größerem zeitlichen Vorlauf organisiert werden.
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der Blindgänger sind glücklicherweise mit recht simplen Aufschlagzündern versehen.
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der Kampfmittel-Alarmierungen entpuppen sich als Fund relativ harmloser Kleinmunition.
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der Einsätze 2014 in Niedersachsen fanden im Raum Hannover statt.
Luftangriffe auf Hannover
Der Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg
So klang Hannover vor dem Bombenkrieg
Hannover liegt in Schutt und Asche
Immer wieder flogen die alliierten Bomber ihre Angriffe auf Hannover. 88 Mal drehten vorwiegend britische Flieger im Zweiten Weltkrieg ihre Runden über der Großstadt und legten weite Teile des bebauten Gebietes in Schutt und Asche. Unter den Überlebenden war einer, der es sich zur Aufgabe machte, die Nachkriegszeit in Hannover fotografisch festzuhalten: Der HAZ-Fotograf Wilhelm Hauschild. (Öffnen Sie die Bilder in voller Größe, um eine Beschreibung der Motive zu lesen.)